Am Tag des offenen Denkmals war das Ensemble BachWerkVokal aus
Salzburg zu Gast in Seligenstadt am Main. Unter dem Motto „Gemischtes
Doppel“ standen Motetten, Kantaten und Kammermusik von Johann Sebastian Bach
und Georg Philipp Telemann auf dem Programm.
BachWerkVokal, 2015 von
Gordon Safari gegründet, ist ein junges, aus Sängern und Instrumentalisten
bestehendes Ensemble, das sich der historischen Aufführungspraxis
verschrieben hat. Im Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit stehen die
Vokalwerke von Johann Sebastian Bach. In der Seligenstädter Einhardbasilika
erklang zum Auftakt dessen Kantate „Nach dir, Herr, verlanget mich“ BWV 150.
Das Jugendwerk besticht durch eine raffinierte, am Vorbild Dietrich
Buxtehudes geschulte Kunstfertigkeit und lässt bereits den gelehrten Stil
des späteren Thomaskantors erahnen.
Nicht weniger versiert, aber von
einer effektvollen Leichtigkeit durchströmt, folgte Telemanns Mottete „Das
ist meine Freude“. Hier wie auch in Bachs doppelchöriger Mottete „Ich lasse
dich nicht, du segnest mich denn“ BWV 159 Anh. ließen die Salzburger
Sängerinnen und Sänger mit einem vorzüglich ausgewogenen Ensembleklang
aufhorchen. Mit Telemanns hörenswerter Kantate „Singet dem Herrn ein neues
Lied“ TWV 7:30 – basierend auf dem Psalm 96 – endete der erste Teil des
Programms.
BachWerkVokal in der Einhardbasilika. Leiung:
Gordon Safari (Foto: Ingo Negwer)
Weiter ging es nach der Pause mit Instrumentalmusik:
Martin Osiak interpretierte, begleitet von einem üppigen Basso continuo –
Hannah Pichler (Violoncello), Theresa Schilling (Violone), Gregor
Unterkofler (Cembalo) und Gordon Safari (Orgel) – Johann Sebastian Bachs
Violinsonate G-Dur BWV 1021. Die anschließende doppelchörige Mottete
„Jauchzet dem Herrn, alle Welt“ wirft hinsichtlich der Autorschaft einige
ungelöste Fragen auf. Der Eingangs- und Schlusschor basieren auf Vorlagen
Telemanns, wobei mindestens der erste Satz von Bach bearbeitet wurde. Der
Mittelsatz, eine vierstimmige Choralbearbeitung über „Sei Lob und Preis mit
Ehren“, ist eine Adaption aus der Bachschen Kantate BWV 28. Wer dieses
Pasticcio erstellt hat, blieb bislang im Dunkeln. Möglicherweise war es
Bachs Nachfolger im Amt des Thomaskantors, Gottlob Harrer (1703-1755). Das
Gemeinschaftswerk der befreundeten Musiker Bach und Telemann (letzter war
Taufpate von Carl Philipp Emmanuel Bach) ist vor allem wundervolle Musik,
hier bravourös dargeboten von BachWerkVokal.
Konzertpause
im
Kreuzgang (Foto: Ingo Negwer)
Mit der Triosonate G-Dur
TWV 42:G3 kam Telemann auch als vorzüglicher Komponist von Kammermusik zur
Geltung, wobei man sich bei den beiden Solisten Martin Osiak und Ulrike
Fischer (Violinen) etwas mehr dynamische Ausgewogenheit gewünscht hätte.
Ohnehin waren die Instrumentalisten – alle Stimmen waren nur solistisch
besetzt – der einzige kleine Wermutstropfen. Intonation und Artikulation
waren in der nicht ganz einfachen Akustik der großen Basilika einige Male
etwas heikel.
Die Sängerinnen und Sänger konnten nochmals mit Bachs
virtuoser Motette „Lobet den Herren alle Heiden“ BWV 230 brillieren. Im
Anschluss an Telemanns „Es segne uns Gott“ ging das Konzert mit der
Trauungskantate „Der Herr denket an uns“ BWV 196 zu Ende. Mit diesem
weiteren Jugendwerk Johann Sebastian Bachs schloss sich der Kreis.
BachWerkVokal wurde, nachdem das „Amen“ des Schlusschors verklungen war, mit
großem Applaus für seinen Beitrag zum Tag des offenen Denkmals gefeiert.
|