Die Lyra Viol war im 17. Jahrhundert eine in England beliebte Form
der Viola da Gamba. Da sie – ähnlich wie die Lauten zu jener Zeit – in
unterschiedlichen Stimmungen gespielt wurden, notierte man ihre Musik in
französischer Lautentabulatur. Nun gab es in der Münsteraner
Dyckburg-Kirche die seltene Gelegenheit, Musik für zwei Lyra Viols zu hören.
Und das Publikum nahm das Angebot der Dyckburger Konzerte (Organisation:
Gisela Uhlen-Tuyala) dankbar an. Kaum ein Platz blieb frei, als Miyoko Ito
und Dávid Budai ihr Programm „Am Rande des Schattens“ vorstellten. Die
beiden versierten Gambisten boten feinste englische Kammermusik an der
Schwelle von der Renaissance zum Frühbarock. Sie fassten die Werke von
Tobias Hume, William Corkine, Michael Easte, Alfonso Ferrabosco (Vater und
Sohn), Simon Ives und Thomas Ford zu kleinen Suiten zusammen, die sie
kenntnisreich, aber in der speziellen Akustik des Kirchenraums nicht immer
gut verständlich, erläuterten. Für klangliche Abwechslung sorgte der Einsatz
großer Lyra Viols, im „lyra way“ gestimmte Bassgamben, und kleinen Lyra
Viols mit zusätzlich sieben diatonisch gestimmten Resonanzsaiten, die diesen
Gamben einen zusätzlichen außergewöhnlichen Reiz verliehen. Trotz der noch
recht kühlen Temperatur in der Dyckburg-Kirche ließen Miyoko Ito und Dávid
Budai mit ihrem zauberhaften Spiel die musikalische Stunde wie im Fluge
vergehen. Das Publikum dankte mit lang anhaltendem, herzlichem Applaus.
Dávid Budai und Miyoko Ito in der Dyckburg-Kirche (Foto: Ingo Negwer)
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